Austria Email
150 Jahre Dampf, Stahl und heißes Wasser. Die Geschichte der Austria Email (1855–2005)
Die Geschichte der Austria Email AG, des ältesten börsennotierten Unternehmen Österreichs und eines der führenden Hersteller von Heißwassergeräten, ist so vielfältig und abwechslungsreich wie kaum eine andere Firmengeschichte.
1854/55 kauften einflussreiche internationale Financiers die nördlichen und südöstlichen Staatsbahnen Österreichs sowie einige Strecken in Ungarn. Damit entstand die „k. k. priv. österreichische Staats-Eisenbahn-Gesellschaft” (StEG). Der Kaufpreis war mit 170 Millionen französischer Francs gigantisch. Dafür erhielten die Käufer aber neben dem beachtlichen Schienennetz auch Nutzungsrechte von Berg- und Hüttenwerken, Forsten und Staatsgütern in Böhmen und im Banat.
Die StEG war die größte private Eisenbahngesellschaft der Habsburger Monarchie und ein beeindruckendes Industrieimperium. Sie baute in den kommenden Jahren zahlreiche Eisenbahnlinien in Ungarn und investierte ihren Industriebesitz in Böhmen und in die in Industrialisierung des Banats. 1891 wurden die ungarischen, 1909 die österreichischen Eisenbahnlinien verstaatlicht. Der StEG blieb der enorme Industrie- und Landbesitz in Tschechien und Ungarn sowie eine Lokomotivfabrik in Wien. Die Niederlage der Habsburgermonarchie im Ersten Weltkrieg führte zum Verlust der tschechischen und ungarischen Besitzungen. Der StEG blieb neben einem großen Kapital und zahlreichen Beteiligungen nur die Wiener Lokomotivfabrik. Die Geschäftsführung beschloss eine radikale Wende: Ende der 1920er Jahre verabschiedete sie sich vom Lokomotivbau und kaufte mehrere Firmen auf, die u.a. emaillierte Metallwaren herstellten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren große Teile der Werksanlagen in Wien und Knittelfeld zerstört oder demontiert. Nach dem Wiederaufbau spezialisierte sich die Firma auf die Produktion von Heiz- und Koch- geräten. 1955 beschäftigte die „Austria Vereinigte Emaillierwerke, Lampen- und Metallwarenfabrik Aktiengesellschaft” wieder 3.500 Mitarbeiter. Die Erfindung der Vakuumemaillierung und die Serienproduktion vakuumemaillierter Wasserspeicher ließ in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre die Umsätze noch einmal eine explosionsartig steigen. Doch der ruinöse Wettbewerb auf dem Heiz- und Kochgerätemarkt und die Folgen der großen Wirtschaftskrise in den 1970er Jahren führten zur Schließung der Werke in Simmering (1968) und Ottakring (1979). Was blieb, waren die Leuchtenfertigung und die Verwaltung in Wien sowie das traditionsreiche, 1874/75 gegründete Werk in Knittelfeld, das zur Keimzelle der Reorganisation in den 1980er und 1990er Jahren wurde.
Heute hat sich die Austria Email AG in Knittelfeld als führender Hersteller von Heißwassergeräten in Österreich behauptet: mit einem steigenden Export innerhalb der EU, vor allem nach Deutschland.
Das Geschichtsbüro hat diese beeindruckende und überraschende Geschichte gründlich recherchiert und präsentierte das Ergebnis in einem Buch, das auf der Jubiläumsfeier des Unternehmens vorgestellt und an die Gäste verteilt wurde.